zum guten Heinrich – kämpft gegen die Lebensmittelverschwendung

Hallo Karin und Daniel, vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stellt uns zu Beginn Euch und Euer Team bei zum guten Heinrich kurz vor:

Wir sind Daniel und Karin Meier, zusammen mit 2 weiteren Kollegen sind wir die Inhaber der „zum guten Heinrich GmbH“. Nebst uns vier Inhabern haben wir 3 fixe Mitarbeiter und zahlreiche weitere Mitarbeiter im Stundenlohn. Zusammen machen wir Caterings und Lieferungen aller Art, wenn immer möglich mit dem Velo.

Welches Problem wollt Ihr mit zum guten Heinrich lösen ?

Wir setzen uns ein gegen die Lebensmittelverschwendung. Das heisst, wir kaufen Produkte direkt vom Bauer, welche aufgrund ihrer Form und Figur nicht auf den Markt kommen. Sie sind zu klein, zu gross, zu krumm oder Überschuss. Nebst Gemüse und Früchten gibt es noch weitere Produkte die wir retten. Wenn zum Beispiel ein Lebensmittel innert 3 Monaten das Mindeshaltbarkeitsdatum erreicht, wird es dem Produzenten oder Händler zurück gegeben. Da kommen wir ins Spiel indem wir genau diese Produkte abkaufen. Zum Beispiel bei Soyana oder Pakka.

Aus all diesen Lebensmitteln kochen wir verschiedenste Arten von Gerichten für Anlässe, von Hochzeit bis Geburtstag, von Business Lunch bis Kunden Apéro.

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Wie ist die Idee zu zum guten Heinrich entstanden ?

Drei Studenten an der ETH haben an einem Start Up Wettbewerb teilgenommen. Sie wollten dringendst etwas verändern an der aktuellen Lebensmittelverschwendung. Zum Glück haben sie gewonnen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter zum guten Heinrich erklären ?

Gemeinsam mit unserem Team kochen wir für andere Menschen, zum Beispiel wenn sie Geburtstag haben, einen Apéro machen möchten oder heiraten. Und wir kochen so, wie ihr früher zu Hause auf dem Hof gekocht habt. Alles wird verwertet, jedes Tier von Kopf bis Fuss und jedes Gemüse, egal wie krumm es auch ist. Das war früher normal, heute aber nicht mehr. Deshalb möchten wir die Menschen wieder darauf sensibilisieren.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Das Konzept hat sich nur etwas verlagert, anfangs verkauften wir fertig abgepackte Lunchs an einer fixen Verkaufsstelle mit unserem Food Bike. Später wechselten wir auf Caterings. Zusätzlich beliefern wir inzwischen auch 4 verschiedene Cafés und Co-Working Spaces mit unseren Speisen.
Jetzt während Corona Zeiten gingen wir wieder zurück zu den abgepackten Lunches und haben diese nach Hause geliefert. Natürlich in wieder verwendbaren Weckgläsern.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Wir kaufen Produkte beim Bauer, die er nicht verkaufen kann. Wir bestellen also nur die Anzahl Kilos, wissen aber bis zur Lieferung nicht, was kommen wird. So sind diese Produkte garantiert immer Saison, Bio oder Demeter, und natürlich aus der Region. Dafür bezahlen wir einen fairen Preis, so dass der Bauer seine Ausgaben für seine Arbeit decken kann. Wir verarbeiten die Produkte in unserer Produktionsküche zu Eintöpfen, Salaten, Suppen und Desserts. Parallel dazu schreiben wir individuelle Offerten und verrechnen auch da den Preis, den wir brauchen für alle unsere Aufwände.

Das Konzept lebt also vom kreativen Handwerk unserer Köche.

Wie genau hat sich zum guten Heinrich seit der Gründung entwickelt ?

Wir haben das Team stark vergrössert und noch mehr Gastro Fachwissen integriert. Anfangs waren es 3 Gründerstudenten, die nicht viel von Gastronomie wussten. Ab einer bestimmten Grösse war dieses Fachwissen aber dringend notwendig. Auch hat sich der Aushilfenpool erweitert, und die Auslastung lag vor Corona bei 3-6 Anlässen pro Woche.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?

Wir sind 5 Fest Angestellte Mitarbeiter, 3 regelmässige Mitarbeiter im Stundenlohn (davon sind 2 die Inhaber) und weitere unregelmässige Stundenlöhnler

Der Umsatz ist natürlich total zusammengekracht mit Corona. Momentan sind wir bei 13 – 18‘000.- CHF Umsatz im Monat. Vorher waren es zwischen 40-80‘000.- CHF pro Monat

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Im September 2017 war von den Urgründern nur noch 1 Mitglied vorhanden, relativ ausgelaugt und müde. Wir 3 Gastronomen (3 von 4 heutigen Inhabern) sind damals eher zufälligerweise auf den einen Urgründer getroffen. Er brauchte dringend Hilfe, wir waren mit einem ähnlichen aber noch sehr kleinen Projekt auf dem Weg zur Selbständigkeit. So sind wir gleich mit eingestiegen und haben dem Heinrich neues Leben eingehaucht. Ein paar Monate später haben wir zu Viert neu gestartet.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Früh genug nach Hilfe zu fragen, nicht erst 1 vor 12

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Wir haben gleich zu Beginn ein Speisekonzept erstellt, das wir bis heute sehr gut verwenden können. Wir haben uns nämlich auf Eintöpfe aller Art spezialisiert. Diese eignen sich sehr gut um das krumme Gemüse zu verwerten. Dieser – damals intensive Aufwand – hat sich sehr gelohnt.

Auch haben wir stark auf die Servicequalität gesetzt, das heisst, dass die Nachhaltigkeit nicht die Qualität ersetzen darf.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Als wir zu viert im Januar 2018 gestartet haben, haben wir alle Darlehen eingeworfen, diese sind bis heute in der Firma drin. Ansonsten haben wir immer durch eigens erworbene Umsätze überlebt.
Vor 2018 haben diverse Crowd Fundings, Spenden und gewonnene Wettbewerbe geholfen.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Aktuell eine etwas schwierige Frage. Wir sind uns nicht sicher ab wann die Grossanlässe für Caterings wirklich wieder erlaubt sind, wir rechnen mit Januar 2021. So verwenden wir die kommenden Monate für eine Neuorientierung und versuchen herauszufinden, was wir denn noch gut können…

Vielen Dank für das Interview.

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