Hallo Beni, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Scewo kurz vor:
Gerne. Ich bin Beni (Bernhard) Winter, 26, Mitgründer und CEO von Scewo. Das Team Scewo besteht aus einer Vielzahl von verschiedenen Talenten aus den Bereichen Software, Mechanik, Design und Marketing.
Vielleicht möchtest Du uns ganz zu Beginn Euer Startup Scewo kurz vorstellen ?
Die Scewo AG entstand durch ein Studentenprojekt von ETH– und ZhdK-Studenten. Das Unternehmen stellt als einziges weltweit einen Elektrorollstuhl her, der auf zwei Rädern fährt und Treppensteigen kann. Noch ist der Elektrorollstuhl ein Prototyp. Der Auslieferungsstart der Beta-Serie ist per Anfang 2020 geplant. Die Scewo AG engagiert sich für die Barrierefreiheit in der Schweiz und die Weiterentwicklung der Mobilitätsgeräte und wurde für ihre Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem ZKB Pionierpreis 2018, dem iF Design Award 2019 und dem redDot Award 2019. Das Unternehmen beschäftigt 18 Mitarbeiter.
Welches Problem wollt Ihr mit Scewo lösen ?
Noch immer gibt es eine Vielzahl von Hindernissen in einem Alltag eines Rollstuhlfahrers. Mit unserem Rollstuhl, Scewo Bro, möchten wir Rollstuhlfahrern ein Stück Freiheit, Flexbilität und Selbständigkeit zurückgeben. Scewo Bro fährt auf zwei grossen Rädern. Damit kann man hervorragend über unebenen Untergrund wie Wiese oder Kieselsteine fahren. Auch das Fahren von Bordsteinkanten wird zum Kinderspiel. Zusätzlich haben wir Treppenraupen fix verbaut. So kann der Nutzer per Knopfdruck verschiedenste Treppen und Stufen steigen. Ausserdem bietet unser Elektrorollstuhl zahlreiche Sitzeinstellungsmöglichkeiten, was für Rollstuhlfahrer enorm wichtig ist.
Wie ist die Idee zu Scewo entstanden ?
Eigentlich wollte ich in einem Projekt während dem Studium einfach einen Roboter bauen, der selbständig auf zwei Rädern fährt und Treppensteigen kann. Mein Professor meinte dann – kurz gesagt – dass ich doch einen Sitz draufpacken soll, damit man das Gerät auch benutzen kann. So entstand die Idee eines treppensteigenden Rollstuhls. Nach der Publikation eines YouTube-Videos vom ersten Prototypen ging dieses ab durch die Decke. So erkannten wir das Potential und gründeten vor zwei Jahren das Unternehmen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Scewo erklären ?
Wir entwickeln einen Rollstuhl der auf zwei Rädern fährt. Der Rollstuhl hält die Balance selbständig – Du brauchst also nicht mit dem Oberkörper zu „arbeiten“. Der Rollstuhl hat noch Raupen verbaut – wie ein Panzer. Damit kannst Du Treppensteigen.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Das Konzept ist dasselbe geblieben. Wir haben aber natürlich mit jedem Prototypen dazugelernt, Teile neu gezeichnet, andere Materialien verbaut und das Design weiterentwickelt.
Wie genau hat sich Scewo seit der Gründung entwickelt ?
Wir haben zu dritt gestartet (Thomas Gemperle, Pascal Buholzer und ich = 3 Gründer). Heute sind wir ein Team von 18 Superkräften.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir beginnen erst ab Frühling 2020 mit dem Verkauf und der Auslieferung der ersten Geräte. Deshalb können wir noch keine Umsatzzahlen nennen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Es gab eigentlich nichts, das richtig schief gegangen ist.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Wir haben gelernt, bei Zeitplänen zukünftig mehr „Reserve“ einzurechnen. Sobald Du von anderen abhängig wirst – beispielsweise Produzenten – sind voraussichtlich benötigte Zeiten so schwer abzuschätzen und können sich immer wieder verändern. Das ist wohl das grösste Learning.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Wir haben bereits ab Tag 1 an unsere Vision geglaubt und konnten das deshalb auch ziemlich gut verkörpern. Ich denke, dass man bei unseren Auftritten spüren kann, dass wir voll und ganz hinter unserem Produkt und unserer Idee stehen. Ich glaube auch, dass wir so unsere Mitarbeiter gewinnen und Vertrauen schaffen können. Gleichzeitig macht es uns stolz mitzuerleben, dass unsere Mitarbeiter diese Freude und Leidenschaft mit uns teilen, am gleichen Strang ziehen und „die Kiste zum Laufen bringen möchten“. So ist die Arbeit nicht nur Arbeit, sondern etwas, für was man am Morgen gerne aufsteht, um richtig durchzustarten.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Durch Privatinvestoren die an die Vision von Scewo glauben.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Im Frühling 2020 beginnen wir mit der Auslieferung der ersten Rollstühle in der Schweiz. Ab Sommer 2020 starten wir dann mit der Auslieferung in Deutschland und Österreich. Wenn alles gut geht, fahren wir die Produktion und die Auslieferung kontinuierlich hoch – an der Nachfrage mangelt es nämlich nicht. Wir wollen richtig Fuss fassen in diesen Märkten, dann aber bereits weitere Märkte unter die Lupe nehmen, die spannend für uns sein könnten.
Vielen Dank für das Interview.