Hallo Julius, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei neon kurz vor:
Ich heisse Julius, habe neben neon noch drei humanoide Kinder und mich in den letzten 15 Jahren von Corporates über klassische Digitalfirmen nun zum ersten Start-Up „heruntergearbeitet“.
Spannend ist vor allem aber das Team mit einem sehr breiten Erfahrungsschatz. Uns eint der Wille die Schweizer Bankenlandschaft kundenfreundlicher zu machen.
Hier haben wir z.B. Simone, Kommunikation, die mehrere Jahre als Lehrerin Kindern in Kasachstan Schwyzerdütsch (na, gut, v.a. Englisch) beigebracht hat. Oder Jörg, Mit-Gründer, der 20 Jahre lang bei Banken gearbeitet oder diese in der Digitalisierung beraten hat. … oder z.B. Tom, Teamlead IT, der klassisch in der israelischen Cyberintelligence seine Militärzeit absolviert hat.
Vielleicht möchtest Du uns ganz zu Beginn Euer Startup neon kurz vorstellen ?
neon ist das erste unabhängige Smartphone-Konto Angebot der Schweiz. „Smartphone-Bank“ dürfen wir uns nicht nennen, da wir keine Bank im klassischen Sinne sind, sondern Lizenz und Zahlungslösung unserer Partnerbank der Hypothekarbank Lenzburg nutzen. 😊
Wir bieten das (neutral von moneyland.ch bestätigt) günstigste Konto – ohne jede Grundgebühr – und waren gleichzeitig das erste FinTech in der Schweiz, welches ein rein auf das Smartphone optimiertes Konto-Produkt entwickelt hat.
Neben dem Konto und unserer neon App, bekommst du bei uns eine schöne Mastercard, mit der du im Laden und Internet ganz normal bezahlen kannst.
Welches Problem wollt Ihr mit neon lösen ?
Eigentlich die beiden Hauptgründe für Unzufriedenheit mit der Hausbank.
- Hohe, intransparente und steigende Gebühren
- Ein Produkt, das nicht der Erfahrung und dem nutzungsverhalten aus anderen Industrien entspricht, d.h. per App als digitales Werkzeug
Wie ist die Idee zu neon entstanden ?
Wir wussten aus unserer Erfahrung im Banking und digitalen Industrien, was andernorts schon funktioniert oder möglich ist und hatten gleichzeitig die leidvolle Erfahrung als Kunden, dass es so in der Schweiz von alleine nicht kommt.
Wie würdest Du Deiner Großmutter neon erklären ?
neon ist das Konto von heute. So wie man früher verschiedenste Werkzeuge genutzt hat oder eben in eine Filiale gegangen ist, kann man einiges heutzutage (besser) mit dem Smartphone erledigen. Und ist unabhängig von Öffnungszeiten oder Warteschlangen.
Gleichzeitig können wir – mit einer kleinen Mannschaft – ein wirklich günstigstes Konto anbieten, ohne, dass man auf Sicherheit verzichten muss. Im Gegenteil, mit Zwei-Faktor-Authentifizierung und zusätzlich einer spezifischer Aktivierung von Überweisungen nur für das persönliche Smartphone gibt es spezielle Sicherheitsmechanismen.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Nein. 🙂
Wir haben es geschafft, innerhalb von einem halben Jahr ein marktfähiges Produkt zu bauen. Trotzdem sind wir zugegebenermassen langsamer mit der Umsetzung vorangekommen, als wir eigentlich geplant hatten. Jetzt wissen wir, dass die Idee funktioniert und was wir am Produkt noch verbessern wollen.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Unser Modell ist so einfach wie das Produkt.
Wir haben Einkünfte aus (den sehr geringen) Gebühren für die Kartennutzung oder Fremdwährungszahlungen, sowie aus der Nutzung von Partnerprodukten.
Gleichzeitig haben wir sehr kostengünstige Strukturen für Nutzergewinnung und Betrieb. Dadurch können wir auch ohne hohe Gebühren Geld verdienen.
Wie genau hat sich neon seit der Gründung entwickelt ?
Eigentlich wie aus dem Lehrbuch 😉.
Phase 1 (2017) war Konzeption, erste Prototypen, Partnerfindung, sowie die Seedfinanzierung.
2018 haben wir dann das Produkt in eine Beta-Version gebracht und im August 2018 für die ersten interessierten Nutzer freigegeben.
Im März 2019 kam dann der offizielle Launch mit Kommunikation und Wachstum und jetzt die zweite Finanzierungsrunde.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir sind mittlerweile 15 neoneers und arbeiten mit zahlreichen Partnern. Das Interesse an unserem Angebot ist ungebrochen gross. Wir ergänzen die Kundenzahlen gerne hier, sobald wir sie für alle veröffentlichen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
So richtig schief gegangen ist Gott-sei-Dank noch nichts. Man hat immer wieder kleinere Dinge, z.B. wenn das Onboarding direkt nach einer Pressemitteilung mal für 2-3h abraucht. Das ist natürlich immer unschön…
Eher ist es das grosse Ganze, was nicht ganz so schnell funktioniert hat. Beispielsweise haben wir uns und unsere Partner z.B. bei der Einführung der Mastercard oder von NFC-Payment (Apple Pay / Google Pay) überschätzt und sind hier ziemlich hinterher, obwohl wir unseren Nutzern anderes versprochen hatten. Das ist natürlich sehr unschön.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Wir haben klar aufgezeigt bekommen, dass an manchen Stellen Optimismus bzw. optimistische Kommunikation nach hinten losgehen kann und dann (berechtigter) Frust bei den Kunden und viel, viel Mehrarbeit bedeutet. Hier versuchen wir klarer und vorsichtiger zu kommunizieren.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Beim Kundenverständnis und schrittweisen Vorgehen. Hier scheinen wir bisher gut den Nerv getroffen zu haben und eine pragmatische Vorgehensweise, die Fortschritt ohne (eigene) Überforderung erlaubt.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir haben mittlerweile eine breite Basis an Investoren aus Schweizer Business Angels (z.B. Gründer von Doodle, students.ch), Schweizer Privatunternehmern (z.B. Roland Brack aus der Höhle der Löwen) und institutionellen Partnern (z.B. Backbone Ventures und Tamedia). Family & Friends vor allem aus der Anfangsphase nicht zu vergessen.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wichtig für uns ist es noch einmal einen Schritt mit unserem Produkt zu machen. Dazu gehören digitale Self-Services (v.a. bei der Karte), Apple/Google Pay, aber auch die Schweizer e-bills.
Daneben wollen wir natürlich auch die Vorzüge unserer Lösung breiter in den Markt tragen, d.h. sinnvoll wachsen und unsere Basis um das 3-5-fache vergrössern.
Probiert neon unbedingt aus! 😊
Vielen Dank für das Interview.
3 thoughts on “neon – Deine Smartphone-Bank”