Hallo Rudolf, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Mechmine kurz vor:
Christine ist für die Methoden rund um unsere eingesetzte künstliche Intelligenz (KI) und für Test & Integration verantwortlich, und Peter beschäftigt sich mit IPR etc. Mein Fokus sind Kunden und der Verkauf plus Signalverarbeitung und Hardware.
Vielleicht möchtet Ihr uns ganz am Anfang des Gesprächs Euer Startup kurz vorstellen ?
Wir überwachen rotierende Maschinen wie Getriebe, Elektromotoren, Pumpen, Lüfter, Turbinen etc., mittels Vibrationssensoren. Es ist faszinierend was man aus diesen Daten alles an Informationen herusholen kann, wenn man weiss wie. Die Grösse des Markts von solchen Maschinen ist enorm, v.a. wenn man auf kleinere Anlagen fokussiert wie wir. Die Nachfrage ist ebenfalls gut, weil unerwartete Produktionsausfälle grosse Verluste nach sich ziehen, seit die Lieferketten „just in time“ sind. Unser StartUp Mechmine ist seit 2018 am Markt und ist seit Jahren am Datensammeln und Entwickeln der Technologie.
Welches Problem wollt Ihr mit Mechmine lösen ?
Mittels unserer automatisierten frühzeitigen Erkennung von Defekten in Wälzlagern und Getrieben sollen unerwarteter Maschinenstillstand und hohe Wartungskosten vermieden, die Bauteil-Restlebensdauer maximiert, und die Anlagenverfügbarkeit erhöht werden.
Wie ist die Idee zu Mechmine entstanden ?
Seit ein paar Jahren sind verschiedenste Technologien (wie KI und IoT) soweit gereift und kostengünstig erhältlich, dass die voll-automatisierte vorausschauende Wartung nun realisiert werden kann. Es besteht ein Bedarf an solchen Produkten wegen der hohen Kosten bzw. Verlusten welche ein unerwarteter Maschinenstillstand verursacht, dem anhaltendem Druck auf die Budgets der Instandhaltung, dem generellen Trend zur Automatisierung (Industrie 4.0), und des bevorstehenden Mangels an Wartungsfachleuten alter Schule.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Mechmine erklären ?
Alles was rotiert vibriert. Mit Vibrationen kann man die ersten Anzeichen eines Defektes erkennen. Ähnlich wie wenn das Fahrrad nicht mehr rund läuft und man zuerst spürt, dass es leicht schüttelt bevor man was hört oder sieht. Mechmine misst kontinuierlich Vibrationen von rotierenden Maschinen und kann daraus ableiten, ob ein Defekt entsteht, was defekt ist und schätzt, wie lange ein Bauteil noch verwendet werden kann.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir verkaufen eine turnkey Lösung, vom Sensor und eigener optimierter Hardware bis zur online Auswertung. Die online Überwachung wird als Jahres-Abo angeboten. Es gibt verschiedene Stufen der Überwachungstiefe und weitere Optionen, wie z.B. ein elektronisches Wartungs-Logbuch, oder Durchführung von Analysen durch unabhängige Schwingungsexperten.
Wie genau hat sich Mechmine seit der Gründung entwickelt ?
Unsere Dienstleistung basiert auf der Fähigkeit Schwingungsdaten von Wälzlagern oder Getrieben korrekt interpretieren zu können. Dies erfordert Daten, viele Daten! Deshalb mussten wir zuerst jahrelang Daten im Rahmen eines Pilotversuchs sammeln, nebenbei haben wie die Analysemethoden und die Cloud realisiert. Wir sind erst seit April 2018 auf dem Markt und konnten die SEW-Eurodrive als Kunden gewinnen. Inzwischen haben wir auch die Bayer AG und weitere KMU als Kunden.
Unser Wachstum ist zur Zeit organisch, könnte aber sicher noch schneller sein falls Finanzinvestoren die Maschinenbaubranche, auf der unser aller Wohlstand beruht, doch noch als „sexy“ erkennen. Aber an Interesse mangelt es nicht. Unsere Technologie ist komplex und Maschinenbauer, Leitsystemanbieter oder Wartungsdienstleister suchen funktionsfähige Lösungen, wie die unsrige, um konkurrenzfähig in die Zukunft blicken zu können.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir sind 5 Leute.
Blickt bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Wir investierten zuwenig ins Marketing im Vergleich zu anderen. Interessenten hatten sich dann für Lösungen entschieden welche deren Erwartungen enttäuschten. Nun braucht es Überzeugungsarbeit das vorausschauende Wartung dank unserer Technologie doch möglich ist.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Wir müssen den Markt weiterbilden, d.h. die Erwartungshaltung der Kunden managen, was die Vor- und Nachteile der angebotenen Technologien sind und die physikalischen Grenzen derer erklären. Deshalb haben wir technische Mitteilungen erstellt und vermehrt in Industriemagazinen publiziert.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Unser technologische Ansatz hat sich als passend erwiesen. Vorausschauende Wartung kann man nicht mit Mittelwerten (RMS), wie es viele tun, erfolgreich realisieren weil man dabei zuviel Information verliert. Ein Experte hat uns im Februar an einer Messe attestiert, dass wir ein paar Jahre Vorsprung haben.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Durch eigene Mittel.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir haben weitere Märkte identifiziert und bereiten Kampagnen vor um unsere Dienstleistung bekannter zu machen. So durften wir neulich eine Standseilbahn im Schwarzwald mit unserer Überwachungslösung ausrüsten. Solche Erfolge bestätigen uns, dass unsere Lösung auch in Deutschland geschätzt und konkurrenzfähig ist.
Vielen Dank für das Interview.
One thought on “Mechmine – überwacht kritische Anlagen mit Wälzlager oder Getriebe”