Hallo Marie, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Direct Coffee kurz vor:
Hallo, ich bin Marie. Zusammen mit meinem Mann Michael habe ich 2016 Direct Coffee gegründet. Inzwischen haben wir ein zwar kleines, aber dafür umso tolleres Team, das uns unterstützt.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup Direct Coffee kurz vorstellen ?
Wir bringen Waldkaffee direkt von äthiopischen Kleinbauern in die Schweiz. Hier liefern wir ihn dir in kompostierbaren Nespresso®-kompatiblen Kapseln, als Bohnen oder gemahlen ganz bequem in Deinen Briefkasten. Je Päckchen fliessen etwa 1CHF in soziale Projekte, die wir vor Ort für die Kinder der Kaffeebauern umsetzen.
Welches Problem wollt Ihr mit Direct Coffee lösen ?
In der Kaffeeindustrie verdienen normalerweise viele Menschen mit, die keinen wirklichen Wert schöpfen: Das geht vom Supermarkt über die vielen Zwischenhändler bis zum Fair Trade Kontrolleur. Wir kürzen diese Kette radikal und sorgen so dafür, dass so viel wie möglich bei den Bauern ankommt. Statt von den Bauern Fair Trade Zertifizierung zu verlangen, laden wir unsere Kunden ein, mit uns nach Äthiopien zu reisen und sich selbst ein Bild zu machen.
Wie ist die Idee zu Direct Coffee entstanden ?
Bei unserer Hochzeitsreise in Äthiopien haben wir uns in die Kaffeekultur und die Offenheit der Menschen dort verliebt. Kurz danach haben wir beide unsere Jobs aufgegeben und uns in das Abenteuer „Soziales Unternehmen“ gestürzt. Und mit jedem Tag, den wir daran arbeiten, lieben wir es mehr.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Direct Coffee erklären ?
Wir möchten urenkeltauglichen Konsum im Alltag so einfach wie möglich machen – und der Alltag fängt hoffentlich (!) mit einer Tasse Kaffee an. Dazu gehört, dass unser Waldkaffee die natürlichen Bergwälder Äthiopiens schützt, weil er nur dank ihnen sein tolles Aroma entwickeln kann.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Nicht viel. Immer mehr Menschen reflektieren die Wirkung, die ihr Konsum auf Mensch & Umwelt hat. Immer mehr Menschen wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir kaufen Kaffee von Kleinbauernkooperativen in Äthiopien und bringen ihn in die Schweiz.
Wir bieten kompostierbare Nespresso®-kompatible Kapseln, Bohnen und gemahlenen Kaffee an.
Und zwar im Direktvertrieb an Privatkunden, Unternehmen und Gastrokunden.
Je Päckchen unterstützen unsere Kunden ein Kind der Kaffeebauern durch soziale Bildungsprojekte.
Wie genau hat sich Direct Coffee seit der Gründung entwickelt ?
Angefangen haben wir zu zweit, mit Kaffeeversand direkt aus unserer Einzimmerwohnung in Zürich. Inzwischen ist alles deutlich professioneller. Lagerung und Versand übernimmt beispielsweise inzwischen eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung für uns. Das ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie wir bei allen Entscheidungen, die wir treffen, versuchen, etwas Positives zu bewirken.
Trotzdem machen wir beiden Gründer immer noch viel selbst – oft einfach, weil es Spass macht. Zum Beispiel mache ich alle Etiketten, Grafiken und Texte selbst. Ich habe zwar Wirtschaft studiert, aber ich finde es toll, die Kommunikation zu gestalten – so ist sie auch am ehrlichsten.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Letztes Jahr haben wir ein Café in Basel eröffnet. Vom Crowdfunding bis zur Eröffnung lief alles super. Aber dann haben wir gemerkt: Wir müssen zu viel Zeit für das Café investieren und für Direct Coffee selbst (und unser da gerade neugeborenes Kind) bleibt zu wenig. Dann haben wir schnell die Reissleine gezogen. Und sind sehr froh darum.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Fokus! Seither fokussieren wir uns darauf, in dem Bereich zu wachsen, in dem wir super sind. Die Leute lieben zum Beispiel unsere kompostierbaren Kapseln und wir können viel Gutes bewirken, wenn noch mehr Menschen auf die Kapseln des Alu-Riesen verzichten.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Wir fördern beim Marketing hauptsächlich Weiterempfehlungen. Das ist nicht nur die schönste Art, neue Unterstützer zu finden. Es ist auch eine der günstigsten. Vielleicht würden wir mit einer riesigen und teuren Marketingaktion schneller wachsen. Aber es passt auch nicht zu unserem Konzept.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir sind zu 100% eigenfinanziert.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Mitte März waren wir schon im Auto zum Flughafen, um Sehtests für 10‘000 äthiopische Schüler durchzuführen. Wegen Corona mussten wir die Aktion leider verschieben – und wir hoffen, sie noch dieses Jahr nachholen zu können. Am wichtigsten ist aber, dass das Virus sich nicht in Äthiopien ausbreitet. Deswegen werden wir voraussichtlich auch unsere jährliche Kaffeereise verschieben.
Unsere Pläne wurden also ganz schön gebremst. Während wir nicht nach Äthiopien reisen können, stecken wir alle Energie in die Vergrösserung unserer Unterstützer-Community. Und freuen uns natürlich, wenn auch Ihr unseren Kaffee bestellt 😉
Vielen Dank für das Interview.