Hallo Matthias, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Tide Ocean SA kurz vor:
Mein Name ist Matthias Oppliger und ich mache zusammen mit meinem Kollegen Marc Krebs die Kommunikation für Tide.
Vielleicht möchtest Du uns Tide Ocean ganz zu Beginn kurz vorstellen ?
Tide Ocean SA ist eine Aktiengessellschaft mit Sitz in Basel. Wir betreiben Upcycling mit Ozeanplastik: Was als Müll im Meer landet, wird von uns rausgefischt, oder am Strand respektive bei Zuflüssen aufgegriffen, und als Rohstoff für neue Kunststoffprodukte neu eingesetzt. Wir geben Einwegplastik ein zweites Leben. Und fertigen so langlebige Produkte wie Uhren, Schnürsenkel oder Taschen.
Welches Problem wollt Ihr mit Tide Ocean lösen ?
In den Meeren dieser Welt treiben enorme Mengen an Plastikabfällen. Jährlich kommen über 13 Millionen Tonnen hinzu. Gleichzeitig wird immer mehr Plastik produziert und das meiste davon nur einmalig benutzt, etwa Plastiktüten oder Getränkeflaschen. Wir wollen den bereits vorhandenen Plastik nutzen und als Rohstoff wieder in den Wirtschaftskreislauf einspeisen. So werden die Meere sauberer und gleichzeitig die Ressourcen geschont.
Wie ist die Idee zu Tide Ocean entstanden?
Unsere Mutterfirma, die Braloba AG in Lengnau, stellt Uhrenarmbänder für grosse Uhrenmarken her. Ein Kunde wollte ein Armband aus recycliertem Ozeanplastik anbieten. Die Kollegen bei der Braloba fanden recht schnell heraus, dass noch niemand diesen Plastikmüll im grossen Stil einsammelt und weiterverarbeitet. Eine Studie in Zusammenarbeit mit Forschern des Instituts für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung (IWK) an der Hochschule für Technik in Rapperswil ergab, dass es möglich ist, diesen Plastik zu recyclen. Die Braloba erkannte das Potenzial dieser Technologie und hat mit #tide ein Tochterunternehmen geschaffen, das sich nun der Entwicklung und dem Vertrieb dieser Plastikgranulate und -fasern widmet.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir lassen den Plastik lokal einsammeln, reinigen, sortieren und schreddern. Diese sogenannten Flakes werden danach in die Schweiz importiert. Hier wird daraus je nach Bedarf ein Granulat, eine Faser oder auch Filament für 3D-Drucker hergestellt. Diese verkaufen wir danach an unsere Abnehmer, damit die daraus ihre Produkte herstellen können. Tide ist ein Business-to-Business-Unternehmen, wir wollen zu einer Art Gütesiegel werden für Produkte aus recycliertem Ozeanplastik.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir haben als Tochterunternehmen der Braloba AG eine Anschubfinanzierung durch die Mutterfirma. Nun kommen die Umsätze, die wir durch den Verkauf unserer Granulate und Fasern erzielen, hinzu. Ziel ist es, bereits 2020 selbsttragend zu sein.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Im Jahr 2020 haben wir unsere ersten grossen Kunden – börsenkotierte Unternehmen aus den USA – ihre Produkte aus Tide Ocean Material lancieren. Zudem haben wir aufgrund der hohen Rückmeldungen von Fans unserer Idee auch ein eigenes Produkt entwickelt: ein Lacelet Kit. Zusammen mit Sneakerness, der führenden Plattform für alle Themen rund um die Sneakerszene, bringen wir Schnürsenkel und Armbänder auf den Markt. So kann man unsere Idee auf einfache und modische Weise unterstützen. Des weiteren sind Firmen aus Italien, der Schweiz, Skandinavien und Südkorea dabei, unseren Kunststoff und unsere Garne für ihre Produkte zu testen und zu verwenden.
Haben wir im ersten Jahr 30 Tonnen Plastikmüll eingesammelt und mittels Upcycling weiterverarbeitet, so sollen es 2020 bereits 100 Tonnen sein. Unser Ziel ist es also, weitere Abnehmer zu finden und die Mengen an eingesammelten Plastik kontinuierlich zu steigern.
Vielen Dank für das Interview.